Die Spekulationen rund um Googles Pläne im Bereich Social Media lassen nicht nach. Zwar bleiben die meisten von ihnen von Google unbestätigt, Fakt ist aber dennoch, dass sich etwas tut bei der führenden Suchmaschine. Nach der Akquise des Social Games Produzenten Slide, der Beteiligung am Social Gaming Marktführer und FarmVille Entwicklers Zynga und der Übernahme von Jambool, einem Unternehmen, das die Integration von Zahlungssystemen in Social Games ermöglicht, hat sich Google in den letzten Tagen weiteres Technologie Know How auf diesem Gebiet eingekauft. Mit Angströ ist nun ein Unternehmen Teil des Konzerns, dessen Anwendung aus verschiedenen Sozialen Netzwerken Neuigkeiten von anderen Usern herausfiltern kann. Der neuste Zukauf, SocialDeck, bringt eine eigene Gaming Technologie mit, die Geräte- und Netzwerkübergreifendes Spielen erlaubt.
Die Gerüchteküche brodelt, seit Google seinen ersten Versuch einer eigenen Social Community nach nur einem Jahr für gescheitert erklärte. Die User von Google Wave wussten nichts mit der Community anzufangen, so dass der anfängliche Hype schnell verflogen war. Auch Google Buzz konnte trotz des Erfolges von GoogleMail bis heute weder den Erwartungen des Unternehmens noch der User gerecht werden.
Nun folgt der nächste Anlauf, sich in der Social Media Welt zu etablieren. Ein soziales Netzwerk namens „Google Me“ und eine Social Gaming Plattform mit dem Namen „Google Games“ sind bisher nur Gerüchte, allerdings passen sie zu der Einkaufstour, die Google seit ein paar Monaten unbeirrt fortführt. Genauso wenig lässt sich sagen, ob es zwei unabhängige Plattformen geben wird oder ob ein Soziales Netzwerk mit Social Gaming Angeboten entsteht. Zumindest ist davon auszugehen, dass Google aus den Rückschlägen in der Vergangenheit gelernt hat und dieses mal höhere Ziele verfolgt, als nur einen weiteren Versuch zu starten, eigene Social Media Anwendungen an den User zu bringen.
Coca Cola hat ein einzigartiges Projekt gestartet, bei dem es darum geht, das Prinzip des virtuellen Netzwerkes ins reale Leben zu übertragen. Jugendliche wurden in einen Freizeitpark namens Coca Cola Village eingeladen, wo sie digitale Armbänder erhalten. Mit dessen Hilfe können sie an verschiedenen Attraktionen im Park anderen Menschen mitteilen, dass ihnen diese "gefallen". Die Daten werden direkt an Facebook übermittelt und sind somit unmittelbar für ihre Freunde sichtbar. Eine innovative Marketing Aktion von Facebook und Coca Cola, die Social Media aus den virtuellen Grenzen befreit und das Prinzip des sozialen Netzwerkes so nah erscheinen lässt wie noch nie:
Social Gaming ist der jüngste und derzeit wohl lukrativste Trend in Social Media. Laut einer Studie der NPD Gruppe haben 56 Millionen Menschen über sechs Jahren mindestens einmal ein Social Game im Internet gespielt, und das nur in den USA. Social Games sind Online-Spiele, die kostenfrei sind und von etlichen Usern zur gleichen Zeit gespielt werden können. Besonders Facebook wird von seinen Mitgliedern immer mehr als Online-Spiele-Plattform genutzt. Davon profitiert der Weltmarktführer im Bereich Social Gaming, Zynga, dessen Spiele Farm Ville und Mafia Wars zu den erfolgreichsten zählen.
Unternehmen der Branche sehen im Social Gaming ein profitables Geschäft. Denn während die Spiele den Usern kostenlos zur Verfügung gestellt werden, enthalten sie bestimmte Elemente, die hinzugekauft werden können. Zwar sind diese in der Regel nicht zwingend notwendig für den Spielverlauf, aber sie vereinfachen oder beschleunigen die Entwicklung im Spiel. Im vergangenen Jahr gaben User für solche virtuellen Items 2,2 Mrd. $ aus. Auch in Zukunft soll die Bereitschaft in Social Games Geld auszugeben weiter steigen, sodass bis 2013 ein Wert von 6 Mrd. $ prognostiziert wird.
Von diesem Kuchen wollen alle Internetriesen ein Stück abbekommen. Neben Facebook ist Zynga deshalb auch mit Yahoo eine Kooperation eingegangen. Google hat sich Slide, einen Anbieter von Social Gaming Software, einverleibt, und sorgt damit für Spekulationen über einen neuen Dienst namens Google Games. Sogar Walt Disney hat sich durch die Beteiligung am drittgrößten Social Games Produzenten in diese Branche eingekauft und auch auf den VZ-Netzwerken werden mittlerweile Social Gaming Apps angeboten.
Das Zusammentreffen von Verbrauchern und Unternehmen in Social Communities wird immer öfter thematisiert und in einer exponentiell steigenden Anzahl von Studien analysiert. Inhalt solcher Diskussionen sind regelmäßig Fragestellungen wie: Was erwarten User von Unternehmen? Was erhoffen sich Unternehmen von Usern? Diesen wechselseitigen Erwartungshaltungen nachzukommen stellt in der Praxis durchaus eine Herausforderung dar. Nach einer Studie des Brand Science Institute nutzt mehr als die Hälfte der Social Communities Mitglieder diese Plattformen für Feedback gegenüber Unternehmen. Das Kundenmanagement, das im Social Media Marketing eine entscheidende Rolle einnimmt, wird von diesen Usern in 61% der Fälle als unzureichend wahrgenommen, weil sie teilweise zum Kundenservice verwiesen werden oder gar keine Reaktion erhalten.
Ein Grund hierfür ist, dass Social Media von Unternehmen zu einseitig genutzt wird. Ihnen geht es vordergründig darum, ihre Anhängerschaft in den unterschiedlichen Social Communities zu vergrößern, und damit ihren Einfluss als Marketer zu erhöhen. Kein Wunder, denn während knapp die Hälfte der Facebook Mitglieder laut eMarketer Fans mindestens einer Unternehmensseite werden, geben nur wenige als Grund den Informationsaustausch mit dem Unternehmen an. Als Hauptgrund wird stattdessen das Erhalten von Rabatten angegeben. 18% der User wollen zudem anderen durch das Fan werden zeigen, dass sie eine Marke unterstützen. Ein Zehntel lässt sich durch Unternehmensseiten gerne unterhalten und 8% der User auf Facebook legen Wert auf aktuelle Informationen.
Durch innovative Inhalte auf sich als Unternehmen aufmerksam zu machen ist durchaus eine richtige Herangehensweise für das Social Media Marketing. Dennoch sollten Aspekte, die im laufenden Betrieb des Unternehmens selbstverständlich sind, auf virtuellen Plattformen ebenso Beachtung finden. Gerade der direkte Kundenkontakt in Social Media entscheidet über das Image eines Unternehmens, weil sich Kundenmeinungen in Social Communities schnell verbreiten. Positive Erfahrungen von Kunden sind deshalb besser als jede einseitig gestaltete Werbung.
Die ständige Erweiterung des Anwendungsangebotes von Facebook macht die größte Social Community der Welt immer mehr zum universellen Social Media Dienst. Mit Facebook Questions hat die Social Community, die inzwischen mehr als eine halbe Milliarde Mitglieder aufweist, jetzt eine Testphase gestartet, deren Prinzip an Reaktions-Communities wie wer-weiss-was.de oder gutefrage.net erinnert. User sollen in die Lage versetzt werden, offene Fragen stellen zu können, die von allen anderen Mitgliedern oder nur von Freunden und deren Freunden gelesen und beantwortet werden können. Ziel ist es, genauso wie bei den Ratgeber-Communities interessanten und relevanten Content zu schaffen, der auch von Suchmaschinen indiziert wird.
Nur einen Tag zuvor hatten Facebook und Amazon offiziell das Social Commerce durch eine Beta-Anwendung revolutioniert, die die beiden Plattformen miteinander verknüpft. Dabei greift Amazon auf die Daten der Facebook User zu und unterbreiten Besuchern auf Amazon anhand der „gefällt mir“ Buttons auf Facebook Kaufvorschläge. Die Seiten oder Produkte, die Mitgliedern auf Facebook gefallen, generieren automatisch entsprechende Vorschläge auf Amazon. Voraussetzung hierfür ist, dass der User diesem Datenzugriff im Vorhinein zugestimmt hat auf Facebook entsprechend profiliert ist.
Die ursprüngliche Interaktions-Community Facebook dringt durch diese Maßnahmen immer mehr in andere Bereiche als das reine Networking ein. Dienste, die vorher ausschließlich von Reaktions- und Transaktions-Communities angeboten wurden, vereinen sich zunehmend in dieser einen Social Community, die auf dem besten Weg ist, ihre Vormachtstellung weiter auszubauen.
Nicht nur Private User und Unternehmen haben Social Media für sich entdeckt. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich seit einiger Zeit mit diesem Phänomen. Das Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz arbeitet gerade an einer aktuellen Studie über Soziale Netzwerke. Gefragt sind für diesen Zweck Teilnehmer, die Interesse und etwas Erfahrung mit Social Media Anwendungen auf Netzwerken wie Facebook, StudiVZ und anderen Social Communities mitbringen und bereit sind 5 Minuten ihrer Zeit zu investieren. Die Studie dient ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken und alle Daten werden anonym ausgewertet. Es geht lediglich um Meinungen und Einstellungen, Wissen wird nicht geprüft.
Mehr als die Hälfte aller Unternehmen weltweit nutzen Interaktions-Communities wie Xing, LinkedIn und Facebook als Kommunikationskanal im Social Media Marketing. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Regus, bei der 15000 Unternehmen in 75 Ländern befragt wurden.
Der Anteil der Unternehmen in Deutschland, die diese Art von Social Communities nutzen, liegt sogar bei 70%. Besonders kleine Unternehmen profitieren von der Nutzung der Interaktions-Communities als Instrument zur Pflege geschäftlicher Kontakte. So geben 44% der Kleinunternehmer in Deutschland an, durch dieses Engagement bereits erfolgreich Kunden geworben zu haben. Bei größeren Unternehmen können das nur 34% behaupten. Dies zeigt, wie speziell auch kleine Unternehmen vom richtigen Einsatz von Social Media Anwendungen effektiv profitieren können.
Anders sieht es bei der Implementierung einer Strategie für das Social Media Marketing aus. Weniger als ein Fünftel aller kleinen Unternehmen in Deutschland setzen laut einer Studie von defcto.x, der Selbst-GmbH und der Deutschen Telekom eine Marketingstrategie für die Social Media Kommunikation ein. Während kleine Unternehmen in den meisten Fällen Social Media als Marketinginstrument ohne klar ausgearbeitete Ziele einsetzen, gehen größere Unternehmen strategischer mit diesem Thema um. Fast die Hälfte dieser Unternehmen orientiert sich bei den Maßnahmen in Social Media an einer Marketingstrategie.
Parallel zu der WM 2010 in Südafrika findet ein weiterer Wettbewerb statt, den es so vorher noch nicht gegeben hat. Ein Wettbewerb um die Aufmerksamkeit von Usern in Social Communities. Unternehmen auf der ganzen Welt nutzen Social Media wie nie zuvor zu Marketingzwecken, indem sie das Fußballfieber aufgreifen, um eine Verbindung zu den Fans herzustellen.
Während bei der WM 2006 in Deutschland Twitter noch in den Kinderschuhen steckte, Facebooks Mitgliederzahl gerade 2% der heute registrierten User betrug und YouTube noch nicht zu Google gehörte, haben sich die verschiedenen Social Communities in diesem Jahr völlig auf das größte Sportereignis der Welt eingestellt und bieten Konsumenten und Unternehmen neue interaktive Möglichkeiten.
Twitter hat zur WM eine separate World Cup Seite gestartet, auf der aktuelle Tweets über die jeweiligen Spiele angezeigt werden. Zudem wird Usern ein neues Hintergrundbild passend zur Weltmeisterschaft in Südafrika zur Verfügung gestellt und auch im Profilbild lässt sich durch Twibbon eine Flagge integrieren. Sony Ericsson ruft den „Twitter World Cup“ ins Leben, bei dem Fans ihre Mannschaft durch Tweets anfeuern sollen. Hashtags wie #ger lassen in Posts auf Twitter die entsprechende Nationalflagge erscheinen.
Facebook betreibt eine Rangliste der WM Teilnehmer, deren Reihenfolge durch die Unterstützung der Fans abgeleitet wird, denen das jeweilige Team „gefällt“. Mercedes-Benz stellt passend zum eigenen Logo den vierten Stern für Deutschland zur Verfügung, den sich User auf ihr Profilbild laden können und auf der Facebook Seite von Rexona Deutschland lässt sich eine eigene Fußballmannschaft zusammenstellen.
Ganz nebenbei verbreitet sich auf YouTube der Song von Coca Cola zur WM 2010 und auch Nikes Werbespot, in dem diverse Fußballstars „Zukunft schreiben“ verbreitet sich rasant über das gesamte Internet. Wer bei Google nach dem Spielplan für die WM sucht, erhält direkt auf der Ergebnisseite eine Übersicht über die bevorstehenden Begegnungen.
Die ganze Welt ist im Fußballfieber, weshalb sich die interaktiven Spielereien und fußballbezogenen Werbemaßnahmen immer größerer Beliebtheit erfreuen. Social Media Marketing hat während dieser WM eine völlig neue Dimension eingenommen und der Stellenwert von Social Communities im Privatleben vieler Menschen ist größer denn je. Auch die Fußballspieler sind davon betroffen. Neben Frauen und Alkohol ist ihnen zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft auch die Nutzung von Social Media untersagt.
Die Social Media Revolution ist längst im Gange. Seit Jahren steigt die Anzahl der User von Social Media Seiten exponentiell. Facebook hat inzwischen mehr Mitglieder als die USA Einwohner hat, aber auch andere Social Communities wie Twitter und YouTube profitieren vom Social Media Hype. Das folgende Video zeigt auf beeindruckende Weise, wie sich die Besucher- und Mitgliederzahlen verschiedener Social Communities entwickelt haben. Einfach zurücklehnen und die Zahlen wirken lassen.
Egal ob persönliche Blogs, Fachblogs, Diskussionsforen oder große Portale à la Facebook oder Twitter, sie geben allesamt einen Trend wieder:
Der heutige Verbraucher will sich mitteilen, er will aktiv wahrgenommen werden, als Mensch, als Verbraucher und auch als Kunde. Diese Tatsache stellt nicht nur große Firmen vor eine große Herausforderung. Auch kleine und mittelständische Unternehmen merken langsam, dass sie sich dieser Herausforderung stellen müssen. Je nachdem wie Sie damit umgehen, ist Social Media keine unangenehme Pflicht, sondern vielmehr eine große Chance, ihren Kunden näher zu kommen….
Hallo, mein Name ist Diego Brinner. Seit meinem Business Administration Studium mit dem Schwerpunkt Marketing beschäftige ich mich speziell mit dem Thema Online-Marketing. In meinem Blog und meiner Bachelor Arbeit, welche als Buch mit dem Titel Social Media Marketing für KMU erschienen ist, erläutere ich, wie gerade kleine und mittelständische Unternehmen von Google+, Facebook, Twitter & Co. profitieren können.