Die neue Rolle der User
Im Internet suchen sich User aktiv die Inhalte, die sie möchten. Anstatt sich dem Fernsehprogramm zu unterwerfen und auf eine bestimmte Sendung im Fernsehen zu warten, nutzen Konsumenten das Internet, um die entsprechende Serie zu sehen, wann immer sie wollen. Fernsehwerbung wird heute einfach weggeschaltet. Beim Fernsehen im Internet spielt Werbung erst gar keine Rolle (vgl. Weber, 2009, S. 22f).
Durch Social Media werden User in die Lage versetzt, selbstständig Inhalte zu erstellen und zu veröffentlichen. In Social Communities finden sich Menschen zusammen, die bestimmte Interessen teilen, um sich über diese auszutauschen. Weil interessante Inhalte von anderen Usern verlinkt und referenziert werden, verbreiten sich Informationen und Meinungen im Internet rasant. Dadurch begrenzt sich die Gemeinsamkeit in einer Gruppe nicht nur auf Interesse, sondern erstreckt sich zudem auch auf bloße Ansichten und Meinungen jeglicher Art. Es entstehen Netzwerke von Usern, die sich zu immer größeren Gruppen entwickeln und daher zunehmend Aufmerksamkeit erregen. Hieraus entsteht ein neues Machtgefüge, in dem User bestimmen, worauf die Aufmerksamkeit gelenkt werden soll (vgl. Stanoevska-Slabeva, 2008, S. 3).
Aber nicht jeder User, der in irgendeiner Form Social Media nutzt, schreibt regelmäßig Beiträge. Nach der sogenannten Community Participation Pyramid von Jakob Nielsen nehmen 90 % der User die Rolle eines Zuschauers ein. Das bedeutet, dass dieser Anteil nicht aktiv am Geschehen in Social Communities teilnimmt, sondern lediglich beobachtet, was andere User schreiben. 9 % der Mitglieder steuern gelegentlich einen Beitrag in Social Communities bei. Für sie spielen die Communities keine große Rolle in ihrem Leben. Lediglich für 1 % der User ist die aktive Teilnahme in Social Communities wichtig. Sie schreiben Beiträge nicht nur regelmäßig, sondern beinahe im Minutentakt. Diese User sind im Prinzip die Leader in Social Media. Sie geben die Konversationsthemen vor, indem sie als erste über aktuelle Themen berichten. Verbreiten tun sich diese Meldungen dann mit der Zeit durch die Gelegenheitsschreiber. Der größte Einfluss in Social Communities liegt demnach nur bei einem Prozent der User (vgl. Chaney, 2009, S. 48f).
Diese Informationsführer sind sich ihrer Macht und der damit verbundenen Verantwortung durchaus bewusst. Die Ansprüche der gesamten User sind dadurch stark gewachsen (vgl. Bruhn, 2009a, S. 6). Sie verfügen in Social Communities über eine gewaltige Menge an Wissen, das sie selbst zusammengestellt haben und welches durch aktive User immer weiter ausgebaut wird. Dadurch sorgen sie für eine Transparenz über Informationen, wie es sie vorher noch nicht gegeben hat.
Diese Transparenz bezieht sich nicht nur auf Produkt- und Unternehmensinformationen, sondern spiegelt sich in allen möglichen Bereichen wider. Gut organisierte Communities weisen schon jetzt einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf politische und gesellschaftliche Diskussionen auf (vgl. Hummel/ Lechner, 2001, S. 7).
Bedeutung für das Marketing -> Die neue Rolle der Unternehmen